Der Prozess von Ahmed von den Röszke 11 geht weiter: Freiheit für Ahmed! Stop dem Krieg gegen die Migrant_innen!

vom internationalen Solifonds vom ABC Jena

Für die gewaltsamen Zusammen­stöße zwischen Migrant_innen und ungarischer Polizei am serbisch-unga­rischen Grenzpunkt Horgoš-Röszke vom 16. September 2015 wur­den 11 Personen verhaftet und verklagt. Von ihnen befindet sich Ahmed unter Terrorismus­an­schul­di­gung­en bis heute in Haft. Im Januar wird sein Fall weiterverhandelt. Deswegen laden wir am 2. Januar um 17 Uhr ins FAU-Gewerk­schafts­lokal in Jena zu einer Solidaritäts­veranstaltung ein.

Was ist am 16. September 2015 und danach passiert?

Mitte September 2015 komplet­tier­te der ungarische Staat den milita­ris­ierten Grenzzaun, erhob „illega­len Grenzübertritt“ zu einem Ver­bre­chen und leitete damit das Ende der Migrations- und Flucht­be­we­gung über die Balkanroute nach Mitteleuropa ein. Am 16. September 2016 protestierten 5000 Menschen am serbisch-ungarischen Grenz­punkt Horgoš-Röszke gegen die Grenzschließung. An dieser Stelle inszenierte der ungarische Staat die Bilder, die er wollte: Erst durften die Flüchtlinge passieren, dann schlug die Antiterror-Polizei zu, griff die Menschen mit Wasserwerfern und Tränengas an und verhaftete mehrere Personen. 11 Personen, die nicht schnell genug entkommen konnten, wurden anschließend für den Aufstand verantwortlich ge­macht, darunter ein Roll­stuhl­fahrer, ein Hüftpatient und eine halbblinde, dia­betiskranke 64-Jährige.

Die Situation von Ahmed

Einer von ihnen, Ahmed, wurde zum Rädels­führer erklärt, im Herbst 2016 in einem skandalösen Schauprozess als „Terrorist“ zu 10 Jahren Haft ver­ur­teilt und befindet sich bis heute in U-haft. Der Grund für die Terro­ri­smus-Anklage und das ent­spre­chend hohe Strafmaß: Er habe an einem Megaphon gesprochen und Gegen­stände in Richtung Polizei geworfen.

Ahmed ist seit zwei Jahren und drei Monaten in Untersuchungshaft. In der ganzen Zeit wurde er unter Iso­lationshaftbedingungen gehalten. Er wird von seiner Familie, seiner Frau und zwei Kindern getrennt, denen bisher jeglicher Besuch ver­wei­gert wurde. Außerdem darf er nur von bestimmten Personen Briefe empfangen. Am 15. Juni 2017 wurde sein Fall vorm Beru­fungs­gericht verhandelt, welches aufgrund von Verfahrensfehlern einen neuen Prozess anordnete. Im Herbst 2017 begann die Neuver­hand­lung, die sich nun mit drei Prozessterminen im Januar fort­setzt: dem 8., 10. und 12. Januar.

Die anderen Angeklagten wurden für illegalen Grenzübertritt und Landfriedensbruch zu 1 bis 3 Jahren (später auf 2 Jahre gesenkt) ohne Bewährung verurteilt und saßen die Zeit voll ab. Viele von ihnen ha­ben es daraufhin nach Deutschland ge­schafft, sind aber aufgrund der angedrohten Abschiebung nach Un­garn in ihre Heimatländer zurück­gekehrt. Der ganze Fall ist der­art skandalös, dass sogar die Europäische Union in einer Re­so­lu­tion vom Mai 2017 das Vorgehen Ungarns verurteilte.

Welche Bedeutung hat der Fall der Röszke 11?

Die Migrationsbewegung vom Som­­mer 2015 wurde von den eu­ro­­päischen Staaten durch Grenz­schließungen, Grenz­be­fes­tigung und Grenzmilitarisierung sowie durch die zunehmende Mas­sen­de­por­tation von Flücht­lingen in angeblich sichere Länder beant­wor­tet. Damit führt die EU nichts weniger als einen Krieg gegen die Ent­rechteten unserer Tage, die Flücht­linge, einen Krieg, der be­kanntermaßen schon Tau­sen­de von Toten gefordert hat. Gleichzeitig zeigt sich an dem Fall die un­ge­bremste Autoritarisierung der eu­ro­päischen Staatenregime, welche – immer demokratisch legi­timiert – de­mokratische Ver­mitt­lungs­me­cha­nismen abschaffen und dik­ta­to­rische Elemente einführen. Die Er­eig­nisse vom 16. September 2015, die Röszke 11 und der Fall von Ahmed haben in beiderlei Hinsicht eine Signalwirkung und hier gilt es, unseren Widerstand zu verstärken.

Wie die Angeklagten unter­stüt­zen?

Zur Unterstützung der 11 Flücht­linge wurde die Soli­dari­täts­kam­pagne „Free the Röszke 11“ ins Leben gerufen. Mehr Infos dazu hier: freetheroszke11.weebly.com. Es handelt sich dabei um eine internationale und spek­tren­über­grei­fen­de Kampagne, die u.a. von folgenden Initiativen unterstützt wird: Moving Europe, No Border Serbia, Migszol und No Border Timișoara.

Was können wir tun, um Ahmed und die Solidaritätskampagne zu unter­stüt­zen?

1) Kommt zu unserer Solida­ri­täts­veranstaltung: Wir sprechen über den Fall, schauen uns Videos an, sam­meln Spenden und wollen Pro­testschreiben an die ungarische Botschaft schicken.

2) Schickt Solidaritätsbriefe an Ah­med. Über folgende Adresse wer­den sie an ihn weitergeleitet:
Verein zur Förderung feministischer Projekte
Kleeblattgasse 7
1010 Vienna
Austria

3) Schickt Protestschreiben an die ungarische Botschaft in Deutsch­land.
Dr. Péter Györkös
Ungarische Botschaft
Unter den Linden 76
10117 Berlin
infober@mfa.gov.hu

4) Spendet für die Anwalts- und Pro­zess­kosten an das Spendenkonto der Kampagne:
Kontoinhaberin: Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Frankfurt
IBAN: DE24 4306 0967 4007 2383 90
BIC: GENODEM1GLS
Betreff: Röszke 11

5) Macht in euerm Umfeld auf den Fall aufmerksam.

6) Unterstützt die Kämpfe der Migrant_innen vor Ort in Thüringen. Ihr könnt euch auf den Seiten von The VOICE und Break Deportation darüber informieren und in Kontakt treten.

Freiheit für Ahmed!
Internationaler Solifonds vom ABC Jena
Dezember 2017