AIBJ #6

Editorial

von der AIBJ-Redaktion

Hallo alllerseits!
Unser mittlerweile sechstes Heft bringen wir anlässlich des neuen Studienjahrs und der heißen Herbst-Phase ausnahmsweise in 500facher Stückzahl raus. Gebt es gerne an Freund_innen weiter! Der Themenschwerpunkt – der zweite bisher! – liegt dieses Mal bei Geschlech­ter­kämpfen und Feminismus. Wir haben von vor Ort Texte gesammelt und selbst viel geschrieben. Im Bewegungsgeschichte-Teil geht es um die autonome Frauen- und Lesben-Szene der DDR (Seite 4) und in Jena (Seite 11), unter den Rückschauen zum 17. August sind auch zwei feministische Wortmel­dung­en (Seite 24 und 26). Weiterhin haben wir einen längeren Text zum Versuch einer profemin_istischen Männer*gruppe in Jena (Seite 35) und einen für unsere Verhältnisse umfangreichen Analyse-Text zum Thema Reproduktionsarbeit (Seite 43) abgedruckt.

Ab Seite 35 haben wir insgesamt vier Kritik-Beiträge zu den Antifa-Aktionen vom 17. August veröffentlicht. Der Tag scheint die Gemüter bewegt zu haben und das lässt auf mehr Eigeninitiative am 9. November hoffen – wenn die Faschos zum Jahrestag der Reichspogromnacht wieder durch Jena ziehen wollen. Solche Proteste sind wichtig, wir sollten dabei jedoch nicht die Alltagskämpfe vergessen, deswegen legen wir euch wie immer die Gefangenen-Infos (Seite 29) ans Herz und freuen uns über die Vorstellung des Break-Deportation-Netzwerks (Seite 32) und ein paar Gedanken zum anarchistischen Bewegungsaufbau in Jena (Seite 40).

Der Bewegungsgeschichte-Teil ist dieses Mal sehr lang geworden. Das liegt zum einen an unserem Fable für das alte Zeug. Zum anderen dürfen wir nicht ver­ges­sen, was für ein wichtiges Kampffeld Geschichte, Erinnerung und Gedächtnis dar­stellen. Jena ist voll von Denkmälern für “unsere gefallenen Helden”, irgendwelche Fürsten und Politiker und seit Ende August werden wir mit Propaganda für ein Denkmal für den “Unternehmer”=Boss und Ausbeuter Carl Zeiß bombardiert. So werden uns die Geschichte der Herrschenden und (groß)deutsche National­ge­schich­te eingetrichtert. Umso wichtiger ist es, die Geschichte der Widerstände, Klassen- und Befreiungskämpfe auszugraben und so ein militantes (Gegen)­Ge­dächt­nis zu bilden. Das kann uns helfen, nicht nur den Quatsch infragezustellen, der uns tagtäglich erzählt wird, sondern auch, uns bewusst zu werden, dass so, wie es gekommen ist, nur eine von vielen möglichen Ausgängen war und dass auch heute noch alles offen ist.

In Solidarität
Eure AIBJ-Redaktion
Jena, Oktober 2016

 

Inhalt

Editorial

[Bewegungsgeschichte]

Die Autonome Frauen*bewegung in der DDR

frau anders  – das Lesben-Untergrundblatt der DDR

Selbstdarstellung organisierter DDR-Lesben in frau anders

[Aus den letzten Monaten]

Bewegungs-Nachrichten

Texte zu den Antifa-Aktionen vom 17.08. in Jena: Kritisch-solidarische Anmerkungen, Für feministische Häuserkämpfe, Autoritäten und Sexismus, Klarstellung zum Outing

Gefangenen-Infos

[Aus den laufenden Kämpfen]

Vorstellung des Netzwerks “Break Deportation”

Profeminist_ische Männer* in Bewegung?

Anarchie in Jena

[Analyse]

Reproduktionsarbeit