Akademikerin auf Abruf

von der Bildungssektion der FAU Jena

Unterbezahlung, (Ketten-)Be­frist­ung­en, die Ersetzung von Fest­an­ge­stellten durch Honorarkräfte, feh­lende Zukunftsperspektiven – Bil­dungsarbeit ist so prekär wie andere Bereiche der „schönen neuen Arbeitswelt“ auch. Zugleich gab es hier in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von Kon­flikten und Arbeitskämpfen: In Berlin streikten die studentischen Hilfskräfte für einen besseren Tarifvertrag, in Jena haben stu­den­tische Hilfskräfte zahlreiche Lohnforderungen gegenüber der Universität durchgesetzt, in Bayern sind die Musiklehrbeauftragten für zwei Wochen in den Ausstand getreten und in Kassel wehren sich Be­schäftigte gegen die Befris­tungs­praxis an den Hoch­schulen. Zeigen diese Beispiele einerseits, dass kämpferische Basisorganisierung und Gegenwehr gegen Pre­ka­ri­sie­rung und Leistungsdruck möglich sind, so bleiben diese Auseinan­der­setzungen doch andererseits zu­meist lokal und auf einzelne Grup­pen beschränkt und nur selten ge­lingt es, Bezüge zwischen ihnen herzustellen und ihre Arbeit zu ver­netzen.

Wir sind überzeugt, dass diese Unzulänglichkeiten nicht durch zentralisierte Gewerkschafts­ap­pa­rate gelöst werden können, sondern nur durch die Ausweitung, Vernet­zung und Koordination lokal veran­kerter Basisinitiativen – frei nach dem Motto: Tausend Bienenstiche töten den Bären! Doch dazu müs­sen wir uns einige Fragen stellen: Welche Gewerkschaftsarbeit brau­chen wir? Woran liegt es, dass der gewerk­schaftliche Organisierungs­grad an den Hochschulen bis heute meist gering ist? Welche Rolle spie­len persönliche Abhän­gig­keits­verhältnisse, Befristungen und Zukunfts­ängste der Beschäftigten? Welche Rolle gesellschaftliches Pres­tige und die eigene Identi­fi­kation mit der Arbeit? Wie können wir die einzelnen Interessen und Auseinandersetzungen bündeln und gruppenübergreifende Kämpfe ent­wickeln? Wie können oder müssen wir dabei mit den DGB-Gewerk­schaf­ten zusammenarbeiten und wie nicht?

Wir wollen als Aktivist_innen und Beteiligte in diesen unter­schied­lichen Konflikten zusam­men­kom­men, unsere Erfahrungen aus­tau­schen, uns untereinander vernet­zen und – langfristig gesehen – auch Bündnisse schmieden. Dazu sind alle eingeladen, die sich als Bil­dungs­arbeiter_innen in Basis­initiativen organisieren, die diese Pro­zesse und Konflikte unterstützen wollen oder die sich dafür interes­sieren.

Mit:

• Frankfurter Hochschul­gewerk­schaft unter_bau
• Beteiligte der Streikbewegung für einen studentischen Tarifvertrag in Berlin
• Initiative Uni Kassel unbefristet
• Bildungssektion der FAU Jena
• FAU Dresden
• Beteiligte aus Arbeitskämpfen von polnischen und französischen Hochschulen

 

Programm

Ort: Haus auf der Mauer am Johannisplatz 26, 07743 Jena

Samstag, 17.11.
11:00-13:00: Begrüßung und Selbstvorstellung aller anwesenden Gruppen
14:30-16:00 Workshop I: Bildungssektion der FAU Jena zu Einzelforderungen studentischer Hilfskräfte | Workshop II: Uni Kassel unbefristet zum Kampf um eine umfassende Entfristung
17:00-18:30 Workshop I: unter_bau | Workshop II: FAU Dresden zu Festangestellten und Honorarkräften in Bildungsträgern
20:00-21:30 internationale Abendveranstaltung zu Arbeitskämpfen an Hochschulen in Deutschland, Frankreich und Polen
anschließend lockere Abendgestaltung

Sonntag, 18.11.
9:00-10:30 Workshop I: Initiative TV-Stud Berlin zur Streikbewegung der studentischen Hilfskräfte | Workshop II: Bildungssektion der FAU Jena zu Lehrbeauftragten
11:00-12:00 Gemeinsamer Abschluss

an beiden Tagen:
offenes FAU-Lokal in der Bachstraße 22