Ya-Basta-Gruppe in Jena gegründet

übernommen vom Buschfunk-Verteiler

Liebe Leute,

wir gründen eine Ya-Basta-Gruppe in Jena. „Ya Basta!“ (dt. „Es reicht!“) war einer der Leitsprüche für den Aufstand der Zapatistas in Chiapas, Mexiko 1994 und wurde so auch zum Namen des deutschen Netzwerkes, das sich der Soli-Arbeit mit dieser linken, indigenen Bewe­gung verschrieben hat. Das Selbstverständnis des Netzwerkes ist hier nachzulesen:
_https://www.ya-basta-netz.org/einladung-zur-rebellion/_. Wir beschränken unsere Arbeit aber nicht auf die Zapatistas, sondern richten uns vor allem nach den persönlichen Verbindungen unse­rer Mitglieder zu latein­amerikanischen Bewegungen, die von links und unten den Kampf um ein gutes Leben für alle führen. Denn wir gehen davon aus, dass gerade inter- (oder anti- oder trans–) nationale Soli-Arbeit besser auf der Basis solcher persönlichen Beziehungen und emotionaler Nähe funktioniert, als wenn wir nur abstrakt über irgendetwas vom anderen Ende der Welt erzählen, wozu wir weder persönliche Berührungspunkte noch irgendein praktisches Verständnis haben.
Aber warum finden wir das über­haupt wichtig? Einerseits sehen wir, dass der Austausch zwischen linken Bewegungen aus so unter­schiedlichen Kon­­tex­ten enorm bereichernd sein kann, dass es eine Menge voneinander zu lernen gibt. Andererseits sind gerade in Ländern des globalen Südens emanzipatorische Bewe­gung­en auf welt­weite Solidarität angewiesen, da der Druck der internationalen Öffentlichkeit staat­licher und paramilitärischer Re­pression ent­gegen­wirken kann. Dieser Beitrag wird auch direkt durch die Ge­noss*innen aus vielen Ländern von uns eingefordert, als Konsequenz aus unserer pri­vi­legierten Position und unserer strukturellen Mit­verantwortung für ihre beschissene Lage.
Besonders gut lässt sich das alles wiederum an den Zapatistas illus­trieren: In den 25 Jahren ihres Auf­standes haben Linke weltweit viel von bzw. ge­mein­sam mit ihnen gelernt und auch weiterhin gibt es viele Im­pulse aus dieser ebenso radikalen wie undogmatischen Bewegung, über die nachzudenken sich für uns lohnt – immerhin handelt es sich hierbei neben der kurdischen Bewegung um das zur Zeit einzige Projekt weltweit, das in größerem Maßstab radikal emanzi­patorische Ziele umsetzt und eine sich ständig weiterentwickelnde, alternative und solidarische Ge­sell­schaft auf­baut.
Gleichzeitig war die Solidarität der mexikanischen wie der weltweiten „Zivil­gesellschaft“ ein wichtiger Fak­tor, um sich vor den Aggres­sio­nen von Staat, Kon­zer­nen und organisiertem Ver­bre­chen zu schützen (wo auch immer da die Grenzen liegen). Und genau das gewinnt gerade leider wieder an Bedeutung: Seitdem der „linke“ Präsident Lopez Obrador (AMLO) im Dezember 2018 sein Amt ange­tre­ten hat, sind die Militärpräsenz und die paramilitärischen Übergriffe in Chiapas wieder spürbar am Steigen, infra­strukturelle Großprojekte drohen mehr als ohnehin schon, Gemeinden von ihrem Land zu vertreiben.
Auch in Kolumbien haben sich leider in letzter Zeit die Bedrohungen für soziale Aktivist*innen verstärkt. Nach­dem 2016 ein historischer Frie­dens­ver­trag zwischen der marxistisch-leninistischen Guerilla FARC und der kolumbianischen Regierung die jahr­zehntelange Gewalt beenden sollte, verschlech­tert sich die Situ­a­tion unter dem neuen rechts­radi­kalen Präsidenten erneut.
Wir sehen unsere Aufgabe als Gruppe zu einem darin, uns mit emanzipatorischen Projekten und Gruppen aus Lateinamerika zu soli­da­risieren, zu informieren, Unter­stüt­zungsmöglichkeiten aufzu­zei­gen und Diskussionen über die inhaltlich für uns interessanten Im­pul­se aus den jeweiligen Bewe­gungen anzustoßen. Zum anderen wollen wir uns aber auch ganz konkret mit Euch vernetzen, um in Not­fällen möglichst schnell und öf­fentlichkeitswirksam auf Über­griffe und Repression, zum Beispiel gegen die Zapatistas, reagierenzu können.
Auf dem „Rebellischen Zusam­men­treffen“ 2019 (zu dem das Ya-Basta-Netz jedes Jahr einlädt) haben wir uns bereits mit anderen Gruppen und Personen, die dem Netzwerk an­gehören oder nahestehen, aus­getauscht und bei der Gelegenheit ein schönes Solifoto für die Zapa­tistas und für widerständige Gefan­gene in Chiapas gemacht und nach Mexiko geschickt: https://www.facebook.com/107830033932807/photos/p.107831430599334/107831430599334/
Was Ihr im Moment tun könnt, ist, Euch über unsere Face­book-Seite mit uns zu verbinden (sofern Ihr Face­book benutzt), um gegeben­en­falls von wichtigen Neui­gkeiten mitzu­bekommen und sie selbst weiterverbreiten zu können! Natür­lich werden wir uns aber auch über andere Kanäle melden, wenn Euer Support gebraucht wird.
Jetzt wisst Ihr schon einmal, wer wir sind und was wir machen. Hoffent­lich begegnen wir uns auf einer unserer Veranstaltungen zu Mexiko, Kolumbien oder wer-weiß-was. Für Fragen, Zusammenarbeit und Kontakte sind wir natürlich gerne jederzeit ansprechbar.

Rebellische Grüße
Ya Basta Jena