Diskussion um sexuelle Gewalt

von der AIBJ-Redaktion

Zwei Instagram-Veröffentlichungen von sexuellen Gewalterfahrungen, die junge Frauen in der linken Sze­ne in Jena und Saalfeld gemacht haben, beschäftigen uns seit die­sem Herbst. In der Veröffentlichung vom 25. August geht es um die Vergewaltigung durch einen Jenaer Antifa-Genossen im Jahr 2018. In der Veröffentlichung aus Saalfeld vom 23. September werden Erfah­rungen mit drei Genossen aus der lokalen Antifa-Szene aus den letz­ten Jahren beschrieben. Diese rei­chen von respektlosem Verhalten bis hin zu sexueller Nötigung.

Was ist seitdem passiert? Es gab einige Solidaritätserklärungen mit den Betroffenen, u.a. vom Has­kala, einer linksradikalen Gruppe aus Bad Blankenburg, einer linken Gruppe aus Jena. Frauen und queere Leute oder FLINT* (=Frau­en, Lesben, Inter- und Trans­per­so­nen) haben am 27. September in Jena eine eigene Demo, als ohne Männer, gemacht. Sie haben die Männer dazu aufgerufen, sich in der Zeit mit ihrer Rolle zu beschäf­tigen. So fand das erste der bisher fünf Treffen der antipatriarchalen Männer­gruppe statt. Im Oktober und November haben die Falken eine Veranstaltungsreihe über Sexis­mus in der linken Szene durch­geführt. Gleichzeitig laufen im Hintergrund zahlreiche Ge­spräche und Aufarbeitungs­pro­zesse.

Die Veröffentlichungen sind freilich nur der Gipfel des Eisbergs. Es gibt auch andere Vorfälle, die nicht veröf­fentlicht worden sind, und andere Konflikte, die ohne Öffent­lichkeit ausgetragen werden. Außer­dem scheint es gerade in Saalfeld eine sehr schwierige Situation zu sein, wo Teile der Szene die feministische Kritik auch ab­wehren.

Als Redaktionsgruppe des AIBJ stellen wir uns klar auf die Seite der Betroffenen! Um einen kleinen Beitrag zur laufenden Diskussion zu leisten, haben wir mehreren Frauen aus Jena den Raum angeboten, ihre Eindrücke und Gedanken rund um die Vorfälle sexueller Gewalt und die FLINT*-Demo von Ende Sep­tember aufzuschreiben. Wir hoffen, so einen kleinen Beitrag zur ak­tuellen Auseinandersetzung um den Sexismus und die sexuelle Gewalt in den eigenen Reihen zu leisten.