Kurze Dokumentation der Ereignisse von der AIBJ-Redaktion
11.11. | In Jena machen ca. 60 Leute eine militante Demo. Auf de.indymedia.org findet sich dazu folgender Bericht:
„Am heutigen Abend, den 11.11. versammelten sich etwa 60 Menschen am Eichplatz um eine Sponti durchzuführen. Die Teilnehmer*innen drückten ihre Wut über die Gentrifizierung in der Stadt aus und zeigten, dass die alltägliche Verdrängung von marginalisierten Gruppen nicht unwidersprochen bleibt. In einer Zeit, in der ein Großbauprojekt nach dem anderen umgesetzt wird und sich die Stadt mit Beton füllt, ist es wichtig nicht zu verstummen und kämpferisch dagegen zu halten und sich die Straßen zu nehmen. Die Scheiben einer Bank sind dabei zu Bruch gegangen und es wurde sehr viel Pyrotechnik gezündet.
In Gedanken sind wir bei unserer Genossin und Antifaschistin Lina, die am 5.11. von den Cops entführt und in U-Haft gesteckt wurde. Ihr wird vorgeworfen Neonazis angegriffen und Mitlglied einer kriminellen Vereinigung zu sein. Die Demo sprach sich solidarisch mit ihr aus indem Sprechchöre wie „Freiheit für Lina“ oder „129 das kennen wir schon, Feuer und Flamme der Repression“ skandiert wurden, sowie mit „Freiheit für Lina“- Schriftzügen welche die Wände entlang der Demo zieren.
Bereits nach kurzer Zeit kamen die Bullen hinzu, welche mit Pyrotechnik beschossen und vereinzelt mit Steinen beworfen wurden. Die Demo löste sich daraufhin rasch auf. Hier hätte viel mehr passieren können und es ist schade, dass die Leute nicht zusammen blieben und einige ihre Genoss*innen im Stich ließen. Die Cops waren uns zu diesem Zeitpunkt unterlegen.“
In der TLZ hieß es tags drauf unter dem Titel „Pflastersteine fliegen bei Demo in Jena“:
„Bei einer Spontandemonstration im Stadtzentrum von Jena sind am Mittwochabend Pflastersteine geflogen. Laut Polizei wurden auch Einsatzfahrzeuge beschädigt.
Am Mittwochabend ist es in Jenas Innenstadt im Rahmen einer Spontandemo zu Krawallen gekommen. Laut Polizei wurde aus einer größeren Gruppe von rund 35 Personen heraus unter anderem Pyrotechnik gezündet. Die Teilnehmer der Spontandemo beschädigten zudem die Eingangstür der „Oberbank“ am Kirchplatz. Außerdem wurde über dem anatolischen Spezialitäten-Restaurant „Köz“ die Fensterscheibe einer Wohnung zerstört. Möglicherweise sollte der Stein ein Polizeifahrzeug treffen, das vor dem Haus stand.
Nach Angaben der Polizei wurden zudem Mülltonnen angezündet und mehrere Polizeifahrzeuge beschädigt. Augenzeugen berichten, dass die Teilnehmer antikapitalistische Forderungen riefen und Feuerwerk zündeten. Polizeikräfte wurden zusammengezogen. Sie versuchten, die Teilnehmer einzufangen, die auch über den Markt liefen. Johannisstraße, Saalstraße und Unterlauengasse waren weitere Einsatzorte der Polizei. Zu den Hintergründen äußerte sich die Polizei am Donnerstagmorgen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.“
12.11. | Die Presse, darunter auch größere Medien wie die FAZ, ZEIT, der MDR oder t-online.de, berichtet von der Demo und geht auch auf die politischen Inhalte ein, also auf die Gentrifzierungsproblematik und die Festnahme von Lina in Leipzig.
12.11. | Erwartbarerweise verurteilen verschiedene Akteure die Gewalt, darunter die AfD, die CDU, der Sicherheitsdezernent der Stadt Jena und die Polizei.
13.11. | Die Rote-Hilfe-Ortsgruppe in Jena rät: Redet nicht über die Vorgänge, schon gar nicht vor anderen oder vor möglichen Überwachungsgeräten (z.B. Smartphones), wechselt eure Kleidung, räumt zu Hause auf und entfernt mögliche inkriminierende Gegenstände.
13.11. | Die Gruppe „Recht auf Stadt“ Jena veröffentlicht ein Statement, in dem sie klar macht, dass sie sich nicht von der Demonstration distanziert, sondern vielmehr die Wohnungspolitik der Stadt verurteilt. Im MDR Thüringen Journal des Vorabends war nämlich behauptet worden, die Gruppe, die für den Beitrag interviewt worden war, verurteile die Gewalt.
1.12. | In der OTZ heißt es, die Polizei habe noch keine neuen Ergebnisse und die AfD beantrage eine aktuelle Stunde im Stadtrat über die Sponti.