Aktionen der militanten Antifa in Thüringen

von der AIBJ-Redaktion

2021 gab es in Thüringen mehrere Angriffe und Anschläge, die der mi­litanten Antifa zugerechnet werden. Im Folgenden dokumentieren wir diese Angriffe.

Im April und Mai gab es eine ganze Serie von Anschlägen auf Neonazi-Immobilien in Thüringen und Sachsen-Anhalt:
(1) Am 8./9. April 2021 wurden ein rechtes Tattoo-Studio und ein Neonazi-Laden in Apolda mit Bitumen und Buttersäure angegriffen.
(2) Am 12./13. April 2021 wurde die Sporthalle des rechten Kampf­sportvereins „Barbaria Schmölln“ in Schmölln abgebrannt.
(3) In derselben Nacht brannte auch die Konzerthalle eines Neonazis in Ronneburg.
(4) Am 13./14. April 2021 wurde die Neonazi-Kneipe „Lokal 18“ in Namburg mit Buttersäure und Bitumen angegriffen.
(5) Am 18./19. April 2021 wurde die von Neonazis genutzte ehemalige Gaststätte „Waldhaus“ in Sonneberg abgebrannt.
(6) Am 23. April 2021 wur­de das Rittergut Guthmanns­hausen bei Sömmerda abgebrannt.
(7) Am 28. Mai 2021 gab es einen Brandanschlag aufs Gasthaus „Goldener Löwe“ des Neonazis Tommy Frenck in Kloster Veßra. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden.

In der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 2021 kam es auch zu einem Angriff auf einen Neoanzi in Erfurt. In dem auf de.indymedia.org veröffent­lichten Bekennerschreiben heißt es: „Am Morgen des 28. Mai 2021 wurde durch das „Kommando Paul Schäfer“ die Wohnung des Erfurter Faschisten Julian Nico Moritz Franz in der Dornheimstraße 54 99099 Erfurt betreten.
Julian Franz ist ein jahrelang aktiver und gewalttätiger Neonazi. In der Verganenheit war er mehrfach Teil von faschistischen Aufmärschen bis hin zu rechten Gewalttaten. So zuletzt im Juli 2020, als mehrere Jugendliche vor der Erfurter Staatskanzlei von organisierten Faschisten überfallen wurden. Weiter war Julian Franz in der Gruppe von 300 Neonazis, Nazi-Hools und Faschisten, die am 11. Januar 2016 den Leipziger Stadtteil Connewitz angriffen. Dabei wurden zahlreiche gastronomische Einrichtungen, Gewerbeflächen sowie Anwohnerinnen und Anwohner attackiert. Verantwortlich für den Angriff ist ein überregional organisiertes Netzwerk miltanter Faschisten, dem Julian Franz angehört.
Weitere Recherche zu Julian Franz: https://k56aufdecken.noblogs.org/julian-nico-moritz-franz/
Kommt ihr zu uns, kommen wir zu euch!“ (Quelle: https://de.indymedia.org/node/149375)

Der MDR Thüringen gab den Angriff wie folgt wieder: „Nach MDR THÜRINGEN-Informationen sollen die Täter in den frühen Morgenstunden die Tür zu seiner Wohnung mit einer Ramme auf­ge­brochen haben. Dann soll der 25-Jährige gefesselt worden sein. Anschließend sollen die Unbekann­ten ihm ein Bein gebrochen haben. Auch seine Freundin wurde offenbar gefesselt am Tatort zurück gelassen. Außerdem sollen die Täter beide Opfer mit einer unbekannten Flüssigkeit übergossen haben. Zunächst war von Chlor die Rede, eine Bestätigung gab es dafür bislang nicht.“

Neonazis in verschiedenen Städten reagierten auf die Anschläge mit Drohgebärden. Seit September 2021 ist bekannt, dass die Gene­ralbundesanwaltschaft wegen der Anschläge auf die Neonazi-Immobilien u._a. wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung nach §_129 StGB ermittelt. Damit erhalten die Ermittlungsbehörden die Möglichkeit zur weitreichenden und tiefgehenden Ausforschung der linken Szene in Thüringen.

Die Ermittlungen und die drohende Verfolgung machen sicherlich vielen Angst, gerade angesichts des laufenden Antifa-Ost-Verfahrens. Deswegen müssen sich natürlich alle Antifaschist:innen Gedanken über Daten- und Infor­mationssicherheit machen. Dennoch ist es gerade jetzt wichtig, sich offen zur Legitimität des mili­tanten Antifaschismus zu bekennen und sich für eine vielfältige antifaschistische Bewegung von Kirchengruppen bis zu militanten autonomen Aktionen einzusetzen.

In dem Sinne sagen auch wir von der Redaktion des AIBJ: Wir sehen die Notwendigkeit zu handeln, wenn der angeblich von rot-rot-grünen Antifaschist:innen geführte Staat tatenlos zuschaut, wie sich hier eine faschistische Bewegung konsolidiert, die ganz direkt unser Leben bedroht. Deswegen stehen wir zum militanten Antifaschismus. Sollte es zu Strafverfolgung, Anklagen, Prozessen und Urteilen kommen, werden wir die Betroffenen unterstützen.