Klarstellung im Nachhinein zum Zivilbullen-Outing vom 17. August

vom Anarchist Black Cross (ABC) Jena und Genoss_innen aus Eisenberg

Am 17. August kam es in Jena zu massenhaften Protesten gegen die faschistische Rudolf-Heß-Gedenkdemo von Thügida. Dabei wurde über verschiedene interne wie öffentliche Kanäle ein Zivilbullen-Outing verbreitet. Das war eine Falschmeldung. Der angebliche Zivilbulle ist Teil der Eisenberger autonom-antifaschistischen Szene, beteiligt sich an den Antifa-Protesten gegen Thügida in Eisenberg und anderswo und ist auch den Jenaer Genoss_innen, die Eisenberg regelmäßig besuchen, bekannt. Infolge des Outings hatte er einen weniger angenehmen Tagesverlauf. Darauf wie auch auf die politische Verantwortung von Outings wollen wir im folgenden Text eingehen.

Der Genosse hat am 17. August anlässlich der Antifa-Proteste seine Tochter nach Jena gefahren. Die ist dann mit ihrer Gruppe rumgezogen, er wartete am Busbahnhof auf seine Bezugsgruppe. In der Situation wurde er von wem auch immer als Zivilbulle eingeordnet und geoutet – offenbar weil er ein bisschen älter ist als 25, keine typischen Antifa-Kiddi-Klamotten anhatte und ein paar Minuten lang alleine rumstand. Das Outing ging über interne wie öffentliche Kanäle rum und schnell wussten viele genau, wie der angebliche Zivilbulle aussieht. Im weiteren Verlauf wurde er vom Anmelder der Läuft-nicht-Demo in Zusammenarbeit mit den Bullen der Versammlung verwiesen und auch an anderen Ecken von verschiedenen Leuten abgefilmt und bedroht. Daraufhin blieb ihm aus Selbstschutzgründen nichts anders übrig, als sich von den Protesten zu entfernen.

Leute dürfen nicht leichtfertig geoutet werden. Erinnern wir uns daran, dass am 20. April ein Zivilbulle zusammengeschlagen wurde und dass sich der Genosse am 17. August aufgrund der Bedrohungslage zurückziehen musste, wird klar, dass damit eine große politische Verantwortung einhergeht. Wer nicht in der Lage ist, diese Verantwortung zu tragen, kann gerne aufpassen, wer um ihn so herumspringt, sollte aber niemanden durch Outings gefährden oder diese ungeprüft weitergeben. Hinzu kommt, dass der Genosse wohl deswegen geoutet wurde, weil er als Arbeiter aus der Kleinstadt nicht dem uniformen Stil der Antifa-Jugend-Subkultur entspricht. Vorsichtsmaßnahmen sind eine Sache. Aber gewisse Leute aufgrund von Alter und Aussehen unter Generalverdacht zu stellen, eine andere. Wollen wir eine Bewegung aufbauen, in der verschiedene Generationen und soziale Lagen, Genoss_innen aus Großstadt und Provinz ihren Platz finden, müssen wir mit solchen Vorurteilen sehr aufpassen.

In dem Sinne hoffen wir, dass sich Leute zukünftig doppelt und dreifach überlegen, ob, warum und wen sie da als Zivilbullen outen. Ansonsten ist es hier längerfristig sicher hilfreich, bessere Beziehungen zwischen den verschiedenen Gruppen, zwischen Jugendszene und älteren Genoss_innen sowie zwischen städtischen und Provinzkontexten aufzubauen. So lernen wir uns untereinander kennen und können auch Vertrauen zueinander aufbauen.