vom ABC Jena und der Redaktion des AIBJ
Im Rahmen des seit 2015 laufenden Umbaus des türkischen Staats zu einer Diktatur wird die Opposition verfolgt und ausgeschaltet. Das betrifft nicht nur türkische oder kurdische linke Organisationen, sondern auch die anarchistische Bewegung. Zielscheibe der staatlichen Angriffe ist auch die anarchistische Zeitung Meydan geworden. Meydan ist Teil der noch jungen anarchistischen Szene von Istanbul. Ende der 80er sind die ersten anarchistische Gruppen und Zeitschriftenprojekte entstanden. Heute besteht die Istanbuler Szene aus der Hauptgruppe Revolutionäre Anarchistische Aktion(DAF, der Jugendgruppe DA, der Studierendengruppe LAF, der anarchistischen Frauengruppe AK, der ökoanarchistischen Gruppe PATIKA, dem Anarchist Black Cross Istanbul, zwei sozialen Zentren und anderen Projekten. Sie bringen sich in die zahlreichen Kämpfe der Zeit in der Türkei ein: die Solidarität mit Rojava, Flüchtlingssolidarität, Arbeiter_innenkämpfe, Proteste gegen die Erdogan-Diktatur usw.
Am 22. Dezember wurde der Redakteur von Meydan, Hüseyin Civan, wegen „Propaganda für terroristische Methoden“ zu einem Jahr und 3 Monaten Haft verurteilt. Außerdem werden andere Mitarbeiter_innen von Meydan im Zusammenhang mit anderen Fällen verfolgt. Der Langzeitgefangene, revolutionäre Anarchist und Mitarbeiter von Meydan Umut Fırat Süvarioğulları – seit 23 Jahren in türkischen Gefängnissen – hat von Dezember bis Februar einen 55tägigen Hungerstreik gegen den Ausnahmezustand und die Haftbedingungen durchgeführt.
Meydan und die anarchistischen Ideen lassen sich aber nicht verbieten. In ihrer Stellungnahme zum Urteil gegen ihren Redakteur Hüseyin Civan schreibt die Zeitung: „Als anarchistische Zeitung wissen wir, dass wir das freie Leben, an das wir glauben, nur durch Kämpfe erreichen können. Wir werden nicht aufgeben, das zu schreiben, wofür wir stehen, und das zu verbreiten, was wir schreiben. Wir werden weiterhin Widerstand leisten und gegen die Unterdrückung, die Ermittlungen, Durchsuchungen und Festnahmen anschreiben und ankämpfen.“
Als Anarchist Black Cross Jena und Anarcho Infoblatt Jena stellen wir uns an die Seite der strafverfolgten und inhaftierten Mitarbeiter_innen unseres Istanbuler Schwesternprojekts, der anarchistischen Zeitung Meydan.